Kangal

Herdenschutzhund mit starkem Charakter

Kangal im Profil

Alles im Überblick

Steckbrief mit Infos zum Kangal

Geschichte und Herkunft des Kangal

Der Kangal stammt aus dem Bergland der Türkei. Dort wird er seit unzähligen Jahren zum Schutz von Viehherden eingesetzt. Dabei waren die sehr selbstständigen und klugen Tiere oft wochenlang auf sich selbst gestellt. Sie erledigten ihre Aufgaben in Abwesenheit der Hirten. Der mutige Herdenschutzhund verteidigte „seine“ Herde dabei nicht nur gegen menschliche Diebe. Er vertreibt zudem auch natürliche Feinde und schreckt auch vor Wölfen und Bären nicht zurück.

Es wird vermutet, dass der Kangal in seiner heutigen Form bereits seit mehreren Tausend Jahren existiert. Vermutlich wurde er schon zu Beginn der Viehzucht zum Schutz von Herden eingesetzt. In seiner Heimat war er nicht ausschließlich zum Schutz von Viehherden da. Einige Hunde dieser Rasse bewachten auch Grundstücke und hielten Feinde von ihren Familien fern. Wer einen Kangal schon einmal live gesehen hat, kann sich sicher vorstellen, dass Einbrecher und Räuber bei seinem Anblick rasch das Weite suchten.

Heute wird das stolze Tier aufgrund seiner imposanten Größe und des majestätischen Auftretens leider oft als Statussymbol missbraucht. Doch ein Kangal gehört in erfahrene Hände, sonst wird er leicht zur tickenden Zeitbombe. Wie fast alle Herdenschutzhunde. Zudem benötigt er aufgrund des großen Bewegungsdranges und seiner freiheitsliebenden Natur ein ausreichend großes Grundstück.

Kangal läuft entspannt

Wesensmerkmale Kangal

Kangale sind stolze, mutige Hunde. Angehörige dieser Rasse sind darauf gezüchtet, Arbeiten selbstständig und im Alleingang zu erledigen. Daher haben sie wenig “Will-to-please”, was ihre Erziehung selbst für erfahrene Hundehalter zu einer Herausforderung macht.

Ihrer Familie sind die großen Vierbeiner treu ergeben. Hier zeigen sie auch ihre verschmuste und anhängliche Seite, vorausgesetzt, die Bindung an Herrchen und/oder Frauchen ist gut. Ansonsten fühlen sie sich schnell als Oberhaupt und legen ein dominantes Verhalten an den Tag. Fremden gegenüber sind Kangale grundsätzlich misstrauisch. Begründet ist dies in ihrer langen Geschichte als Wach- und Schutzhunde.

Wie halte ich einen Kangal?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: am besten gar nicht! Natürlich sind die großen, eleganten Hunde hübsch anzusehen. Mit einem Kangal an seiner Seite wird einem auch in den dunkelsten Ecken einer Großstadt mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand zu nahe treten.

Doch die imposanten Vierbeiner sind Arbeitstiere, die an ein Leben im weiten Bergland angepasst sind, wohin sich nur selten ein Mensch verirrt. In unseren Breitengraden haben sie viel zu wenig Platz, an dem sie sich frei und ohne Aufsicht bewegen können. Hinzu kommt, dass gerade größere Dörfer und natürlich vor allem Städte sie mit ihren Menschenmengen, dem Lärm und der Enge oft einfach überfordern. Schließlich könnte jeder Passant eine potenzielle Gefahr darstellen.

Ideal als Herdenschutzhund – schlecht als Begleithund

Zudem fällt es ihnen ein wenig schwer, sich an Regeln und Kommandos zu halten. Stumpfer Gehorsam wurde beim eigenständigen Hüten und Beschützen des Viehs nicht benötigt, ja, wäre sogar fehl am Platze gewesen. Was sich in ihrer Heimat als hilfreich erwies, ist heute in Deutschland alles andere als gut. Ein so großer Hund mit Beschützerinstinkt und einem starken eigenen Willen lässt sich im Alltag nur schwer handeln.

Auch das Platzangebot ist bei uns eher mangelhaft. Ein Kangal benötigt ein ausreichend großes und perfekt abgesichertes Grundstück, das er bewachen kann. Denn ohne eine Aufgabe, die ihn ausreichend fordert, langweilt er sich schnell. Ein Vierbeiner mit Schutzinstinkt und Kräften, mit denen er selbst gegen Bären ankommt, ist alles andere als lustig. Diese Kombination wird schnell zu einer Gefahr für Mitmenschen. Da der Kangal außerdem selten mit anderen Hunden verträglich ist, werden auch Spaziergänge für ungeübte Hundehalter zur Tortur.

Einen Hund dieser Rasse sollte wirklich nur halten, wer ausreichend Erfahrung im Umgang mit Herdenschutzhunden besitzt, ausreichend Platz und Zeit zur Verfügung stehen hat und keinen Schmusehund sucht. Aufgrund seiner eigenständigen Denkweise und des fehlenden Willens zum Gehorsam ist der Kangal auch für Hundesportarten denkbar ungeeignet.

Wichtig beim Kauf eines Kangal

Wer einen Kangal aus dem Tierheim oder einem Tierschutzverein übernimmt, muss sich darüber im Klaren sein, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit große Probleme auf ihn zukommen. Ist der Vierbeiner schon schwer zu erziehen, wenn er als Welpe in die Familie kommt, machen schlechte Erfahrung und schlechte oder fehlende Sozialisation die Sache nicht einfacher.

Soll ein Kangal Welpe Einzug halten, ist die Auswahl des Züchters ganz entscheidend. Er sollte dem VDH angehören. Zudem ist wichtig, dass die Tiere von Anfang an optimal sozialisiert werden. Die Gewöhnung an Fremde ist das A und O bei Welpen dieser Rasse, da Kangale schon von Natur aus eher misstrauisch reagieren. Dem wirkt man mit einer passenden Sozialisation zumindest ein bisschen entgegen.

Auch andere alltägliche Dinge wie Autofahren, Lärm verschiedenster Arten, Halsband oder Geschirr und Leine müssen bereits beim Züchter kennengelernt werden. Nur so sind sie im späteren Leben eine Selbstverständlichkeit. Andernfalls werden die Hunde im schlechtesten Fall schreckhaft und ängstlich. Gepaart mit der rassetypischen Eigenschaft, bei Gefahren die Flucht nach vorn zu ergreifen, ein ganz unvorteilhafter Mix.

Auch auf die Gesundheit und das Wesen der Elterntiere sowie Sauberkeit und Hygiene legt ein geeigneter Züchter viel Wert. Potenzielle Interessenten sollten Muttertier und Welpen stets in Augenschein nehmen dürfen. Bei einem professionellen Züchter wird der Welpe außerdem mit bereits erfolgter Grundimmunisierung, gechippt und geimpft übergeben.

Erscheinungsbild Kangal

Der Kangal ist ein imposanter Hund von großer, mächtiger Statur. Trotz seiner massigen Erscheinung ist er alles andere als träge. Vielmehr handelt es sich um schnelle, athletische und starke Tiere mit ausgeprägter Muskulatur. Das kurze, dichte Fell mit Unterwolle schützt sowohl vor Hitze als auch vor Kälte. Erlaubt sind alle Farben. Meist ist der Kangal aber von hellbrauner bis hellgrauer Farbe mit schwarzen Abzeichen.

Der Kopf ist recht breit und trägt mittelgroße Ohren, welche seitlich nach unten hängen. Der Schweif wird meist eingerollt über dem Körper getragen.

Das musst du bei der Welpenerziehung beachten

Ein Kangal benötigt eine konsequente, aber liebevolle Erziehung. Bei Druck, Schreien oder gar Gewalt macht er dicht. Lässt der Halter hingegen alles durchgehen, fühlt der Vierbeiner sich schnell als Oberhaupt und lässt das den Besitzer auch deutlich spüren. Da ein Mittelweg recht schwer zu finden ist, ist der Kangal für Anfänger definitiv ungeeignet.

Wichtig ist neben dem Erlernen der wichtigsten Grundkommandos vor allem eine ausreichende Sozialisation. Hier ist vor allem die Gewöhnung an andere Menschen und Hunde wichtig.

Aktivitätslevel des Kangal

Der Kangal beschäftigt sich am liebsten selbst – allein und draußen. Dort kann er nämlich seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und höchst aufmerksam das Grundstück bewachen. Oder eine Viehherde, so eine vorhanden ist. Spaziergänge mit dem Halter genießt er sicher auch. Für Spielereien wie Kunststücke oder Hundesport fehlt ihm jeglicher Sinn, kaum ein Kangal wird sich für solche Nichtigkeiten begeistern lassen.

Gesundheit und Pflege des Kangal

Kangale sind äußerst robuste Tiere. Anfällig für Krankheiten sind sie gar nicht. Auch stellen sie keine großen Ansprüche ans Futter, Unverträglichkeiten gibt es bei dieser Rasse so gut wie nicht.

So schwierig die Hunderasse in Sachen Haltung und Erziehung ist, so einfach ist die Fellpflege: Wer mag, kann den Vierbeiner hin und wieder bürsten, mehr Pflege benötigt er nicht.

Ist der Kangal für mich geeignet?

Für die meisten Hundehalter ist ein Kangal definitiv nicht geeignet. Einen Kangal zu halten erfordert überdurchschnittlich viel Platz und eine Expertise in Sachen Hundeerziehung, die die meisten Personen einfach nicht besitzen. In den falschen Händen aber wird das große Tier zu einer Gefahr für den Halter, Mitmenschen, andere Hunde und nicht zuletzt sich selbst.

Interessantes und Wissenswertes über den Kangal

Kangale sind wahnsinnig intelligente Hunde, welche in Sekunden Gefahren erkennen und sofort reagieren können. Sie sind so selbstständig, dass die Hirten sie früher häufig über Wochen oder gar Monate mit dem Vieh allein gelassen haben. Aufgrund des großen Beschützerinstinkts und ihres eher eigenwilligen Wesens zählen sie in Deutschland zu den Listenhunden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie bösartig wären. Aufgrund ihres Charakters sind sie nur einfach so gar nicht für die Haltung als typischer Begleithund geeignet.

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