08.Januar 2023:
Unsere schöne graue Hündin sieht auf Fotos oft besorgt aus. Das liegt daran, dass sie von Menschen fotografiert wird, die sie nicht kennt und vor fremden Menschen wahrt sie grundsätzlich erst einmal Distanz. Sicher ist sicher. Gibt man ihr jedoch die Zeit und geht behutsam mit dem Kennenlernen vor, dann taut sie langsam auf und nur in wenigen Wochen wird das Eis gebrochen sein.
Shiva ist ansonsten schon lange nicht mehr die Hündin, die sie mal war. Sie kennt die häuslcihe Umgebung, kann gut im Auto mitfahren und liebt die Spaziergänge mit ihren Hundefreunden. Sie hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich, denn zum ersten Mal in ihrem Leben fuhr sie in den Urlaub. Es ging mit ihrem Freund
Mars ans schwarze mehr und dort zeigte sie uns, dass Wasser sie schonmal garnicht beeindrucken kann. Munter sprang sie in die Wellen und genoss die neue Freiheit, den Strand und den Urlaub. Auch ein Ausflug in die blühenden Lavendelfelder durfte natürlich nicht fehlen.
Für Shiva suchen wir ein Zuhause, wo sie Zweithund sein kann. Sie orientiert sich nämlich stark an den anderen Hunden und es würde ihr den Übergang in die neue Umgebung erleichtern.
Update Shiva, 28.05.2022:
Sie ist jetzt seit fast einem Jahr bei mir und unsere Beziehung hat viele verschiedene Phasen durchlaufen.
Sie ist eine Hündin mit einer Vergangenheit, die auch nach ihrer Ankunft bei uns noch schwer auf ihr lastet. Lange Zeit befand ich mich für sie in der Zone der ekelhaften Menschen, in die sie jede einzelne Person zu stecken gewohnt ist.
Monatelang ging ich zu ihr und ließ ihr Futter an derselben Stelle stehen, in der Hoffnung, sie ein wenig näher kommen zu sehen als zuvor. Shiva gab jedoch nicht nach. Shiva ist ein Hund, der sich hunderttausendprozentig sicher sein muss, dass von dem Unbekannten keine Gefahr ausgeht und es auch nicht weh tut. Und das große Unbekannte war ich- der Mensch. Vielleicht im fünften Monat begann ich zu sehen, wie sie sich mir näherte, wenn ich mit Futter auftauchte.
Ab da begann sie meine Anwesenheit zumindest zu akzeptieren.
Shiva hat die Eigenschaft, dass sie, wenn sie nirgendwo die Möglichkeit sieht zu entkommen, sie bis zum Schluß rennen wird und sich nicht einfangen lässt. Wenn es jedoch keine Ausweichmöglichkeit gibt, erstarrt sie, friert ein und bewegt sich nicht. Dann konnte man sie anfassen, doch auch wenn sie nicht beißt weiss ich doch, dass es ihr nicht angenehm war. Shiva hatte definitiv viele Ängste, die sie mit sich herumtrug.
Dann kam der Wendepunkt.
Sie hatte einen kleinen Unfall und ihr Ohr blutete. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, dass sie jetzt zu uns kommen sollte. Ich nahm sie auf den Arm und brachte sie dorthin, wo ich mit ein paar anderen Hunden wohne. Ich beschloss, dass es für Shiva an der Zeit war, sich ihren Ängsten zu stellen, und wenn ich sie hunderttausend Mal davon überzeugen musste, dass ein Mensch nicht gleichbedeutend mit Schmerz ist, dann sollte ich es jetzt tun. Seitdem sind etwa 3 Monate vergangen. Shivas Einstellung zu den Menschen begann sich allmählich zu ändern, denn sie sah den ganzen Tag über Beispiele dafür, dass ein Mensch auch etwas anderes sein kann. Sie begann zu erkennen, wie eine Person zur Seite treten konnte, um ihr eine Chance zur Flucht zu geben, wenn sie es wollte. Sie begann zu erkennen, dass mein Kommen ins Zimmer nichts bedeutete. Sie verstand, dass sie einfach da bleiben konnte wo sie gerade war. Sie begann zu erkennen, wie köstlich, angenehm und lustig es sein kann, mit einem Menschen zusammen zu sein.
Und so entwickelte Shiva mit der Zeit ein beträchtliches Maß an Selbstvertrauen und Gelassenheit in ihrer Umgebung, war bereit, sich Herausforderungen zu stellen, und begann wirklich nach und nach, sie zu bewältigen, ohne dass es sie an ihren Ausgangspunkt zurückbrachte. Shiva schläft jetzt in meinem Bett, mit dem größten Vergnügen. Wir nutzen ihren Freiraum und ihr Recht auf Freiheit (und die Möglichkeit zu fliehen) als Kommunikation, und ich denke, das Mädchen macht sich großartig. Deshalb habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, sie an Spaziergänge zu gewöhnen. Shiva war zumindest in den letzten 4 Jahren nicht mehr in der freien Natur. Bevor sie hierher kam, war sie vier Jahre lang im Tierheim gewesen und war wegen ihrer Sorgen und Ängste seit einem Jahr nicht mehr draußen gewesen. Ich habe vor einem Monat versucht, mit ihr auszugehen, aber sie war nicht bereit.
Sie legte sich neben den Wagen und blieb dort liegen. Dieses Mal ist sie aufgestanden.
Für Shiva ist es der erste Spaziergang seit Jahren. Das erste Schnuppern an etwas, das anders ist, als sie es gewohnt ist. Ihr erster Blick geht zum Horizont. Ihr erster Ausflug in einer neuen und ungeschützten Umgebung. Für Shiva standen endlich neue Horizonte und neue Erfahrungen bevor und ich freue mich darauf sie in diesem prozess zu begleiten. Sie hat sich zu einem mutigen Mädchen entwickelt, das trotz der großen Ängste in ihrem Kopf einen Sinn im Ausprobieren findet. Shivi ist auch bereit für Adoptanten, die mit Geduld und nachsicht weiterhin ihr die Zeit geben, die sie braucht.
Ein Zweithund ist dabei eine große Hilfe.
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